Sonntag, 2. Juni 2019
Briefwahlhelfer
Guten Tag,
der ein oder andere hat sicherlich schon auf meinen Bericht gewartet. Leider komme ich nur ziemlich unregelmäßig dazu hier etwas zu schreiben, aber ich tu mein bestes.
Also, die Briefwahlhelfergeschichte:
Ich hatte mich dazu freiwillig gemeldet, als in den Nachrichten aufkam das sich nicht genügend Leute finden würden. Dann folgte erstmal eine kurze Recherche.
Als Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst bekommt man für solche Tätigkeit wohl sogar einen Tag frei, das trifft auf mich leider nicht zu. Als Wahlhelfer bekommt man um die 50€ Erfrischungsgeld, als Briefwahlhelfer waren es dann 35€. Da ich mich vorrangig wegen meines Pflichtgefühles und nicht des Geldes wegen dazu entschieden hab, spielt das Geld erstmal keine so große Rolle, allerdings muss man als normaler Wahlhelfer ab 8Uhr oder sogar früher anwesend sein und weit bis nach 18Uhr noch Stimmen zählen. Insgesammt ist der Tagesablauf für Wahlhelfer nirgends wirklich gut beschrieben. Ich hatte dann als Wunsch gleich Wahlhelfer angegeben.
ca 2 Woch vor der Wahl bekam ich dann meinen Brief mit dem Dank das ich mich gemeldet habe und dem Hinweis das ich nur mit wichtigem Grund fernbleiben könne.
Da ich auf den Brief schon mindestens 2 Wochen warten musste, war ich schon etwas genervt, weil ich bis dahin keine Planungssicherheit hatte für den Tag. Nun als drauf stand, das man um 15 Uhr beginnt, war ich sehr erleichtert, man kann also ausschlafen und hält es zur Not bis Mitternacht aus.
In dem Bürgeramt angekommen, gab es viele Räume in denen sich jeweils 8er Gruppen zum zählen einfinden sollten. Bis auf den Wahlleiter waren auch alle recht pünktlich. Anscheinend wurde man auch teilweise für die Tätigkeit geschult oder besser informiert, wenn man sich mit Telefonnummer bei der Helfergeschichte anmeldet. Nun, ich Stand da ziemlich unvorbereitet und wusste nicht was zu tun war, die anderen (hauptsächlich Rentner) waren sehr froh über das Geld und hatten teilweise auch erfahrung.
Wäre der Wahlleiter pünktlich gewesen, hätte man dann gleich anfangen können die roten Wahlbriefe zu öffnen, die beigelegten Einverständniserklärungen durchzusehen und die blauen Briefe in die Wahlurne zu werfen.
So hat uns das für rund 600 Briefe bis ca 17Uhr gekostet. Die Zahl der Briefe klingt etwas lächerlich für 8 Personen, aber allein aus Platzgründen bei rund 40 wählbaren Parteien und einem recht kleinen Büroraum völlig ausreichend. Es gab dann ca. eine Stunde Pause bis man um 18 Uhr an die Urne durfte, kurz vorher kamen noch ein Paar Briefe rein geflattert. Dann begann das öffnen der Briefe und zuordnen zu den Parteien, bzw. ungültige Scheine beiseite legen. Insgesamt war ich dann um 20.30Uhr etwa raus und konnte wieder Heim fahren. Im großen und ganzen spiegelten unsere Briefe die Wahl in Berlin und Deutschland schon gut wieder.
Es war meine erste Wahlhelfertätigkeit und eigentlich habe ich keine Lust das zu wiederholen, aber obwohl bei uns alles trotz chaos korrekt abgelaufen ist, habe ich insgesamt nicht das Vertrauen das es überall vernünftig abläuft, so kann eine kleine Gruppe die sich politisch einig wäre schon etwas pingeliger in der Auszählung auf ein akurates Kreuz achten und damit die Wahl etwas verschieben könnte. Mal sehen, ob ich mir das nochmal antue. Meine erste Wahl war auch einfach gehalten, da man ja nur ein Kreuz machen durfte, ich denke wenn man erst und zweitstimme hat und dann vielleicht noch ein Volksbegehren oder eine regionale Wahl dazu kommt, artet es in noch viel mehr Chaos aus und dauert auch bei 600 Briefen ewig, diese auszuzählen.
Das Wahlhelfersystem sollte auf jeden Fall überarbeitet und gestärkt werden. Es ist ein viel zu wichtiges Amt, als das man die Leute mit so wenig Erfrischungsgeld, so wichtigen Aufgaben und einem so langen Arbeitstag "belasten" sollte.
Fazit: Ich hatte Glück mit Zeit/Geld Faktor, es war eine interessante, wenn auch nicht mega spannende Erfahrung. Insgesamt muss man aber das alles besser regeln und damit auch zur stärkung der Demokratie betragen.

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